Design auf den Punkt gebracht

Man guckt ja schon gar nicht mehr hin, wenn irgendwo die Vor-Doppelsilbe „Design“ dranklebt. Man ist längst erfahren genug, zu wissen, dass dort, wo solcherart mit „Design“ etikettiert wird, vor allem Mist drin oder dahinter steckt.

Am häufigsten kommt „Design“ als Vorspann in Ramschkatalogen wie von „3 Pagen“ und „Klingel“ vor. Da wird uns verklingelt, was Design ist: minderwertiger Tinneff.

Kein Wunder, wenn ehrbare Designer und Leute, die sich für sie und ihr Gewerbe einsetzen, Minderwertigkeitskomplexe bekommen.

 

O-Ton „3 Pagen“-Weihnachtskatalog 2000:

(Keramik-Abteilung): „Ölkerzen. Aktuelles Kerzen-Design: frostig unterkühlt, doch um so stimmungsvoller in ihrer Ausstrahlung“

(„Deko im Designerstil“): „Feuerzeug DIE LIEBENDEN. Edel im Design und glanzvoll in der Ausstrahlung! Eine zündende Geschenkidee für frisch Verliebte. Nachfüllbar.“

(„Bad, das reine Vergnügen“): „Badezimmer-Garnitur. Edel im Design und harmonisch aufeinander abgestimmt: die blaue Serie für Ihr Bad. – Zahnbürstenständer, 2 Becher, Seifenschale, Watte-Box, Seifenspender. Und Abfalleimer. Lieferung ohne Inhalt. 14, 95.“

Na ja, und so weiter. [paycontent]

Und was meinen wir: Haben all die schönen Dinge, so etwa das „Manneken Pis als Getränkespender“ wirklich „drei Pagen“ hervorgebracht, oder nicht doch – Designer?

Was wir – nicht erst seit Klingel, Drei Pagen und Co. – wissen:

Designer-Leuchten sind schlimme Funzeln.

Designer-Uhren sind aufgeblasener Billigschrott.

Designer-Tische sind krummbeinige Missgeburten.

Designer-Regale fallen ins Auge – und auseinander, wenn sie belastet werden.

Design-Preise sind inflationäre Massenerscheinungen, verliehen von Lobbyisten (immer) und Gefälligkeitsgutachtern (manchmal).

Design-Zentren – heute entweder Elite-Clubs oder, zum anderen, rührend mittel- und hilflose Missionsstationen, betreut von einer Handvoll mehr oder weniger sympathischer Neurotiker.

Designer-Verbände – verbinden nicht, schon gar nicht die Berufssparte mit dem Leben der Konsumenten.

Das „German Design Council“, der Rat für Formgebung, liegt seit Jahren im Wachkoma.

 

Als der neu erschaffene Staatsminister für Kultur Michael Naumann in den Tagen seines Dienstantritts gefragt wurde, ob Design-Förderung für ihn ein Thema sei, verwies er diese politische Aufgabe strikt und definitiv ins Wirtschaftsressort.

Und Nachfolger Nida-Rümelin? Bei seinem ersten Auftritt in der Tagesschau glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen: Er ließ sich mit „Design. Staatsminister für Kultur“ untertiteln.

Nur: Zwischen „Design“ und Staatsminister war leider ein – Punkt. Nun machen Sie doch mal ‘nen Strich, Herr designierter Staatsminister.

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(Statement auf der Festveranstaltung zum 10. Gründungsjubiläum des Designzentrums Sachsen, Herbst 2001)

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